"Die Vertriebenen" von Franz Wassermann
Allen Vertriebenen droht Gefahr; sie müssen ihre Heimat aufgeben und gehen. Ihr Leben wird von heute auf morgen auf den Kopf gestellt - nichts von dem, was vorher gültig war, gilt noch. Eine Zäsur für immer. So war es auch für die OptantInnen Südtirols; ist es heute noch und morgen, für alle Vertriebenen.
Der Tiroler Bildhauer Franz Wassermann gräbt eine Weide aus und bringt sie in die Südtiroler Siedlung in Telfs, um sie dort - kopfüber - einzupflanzen. Die Weide ist eine Überlebenskünstlerin, die schnell Wurzeln schlägt. Sie ist auch eine Heilpflanze, die Schmerzen lindern kann. Symbolisch steht die Weide für Veränderung und das sich daraus entwickelnde Wachstum; sie ist ein Sinnbild der Wiedergeburt.
Am 12. April 2019 wurde die umgedrehte Weide von Wassermann in die Obhut der BewohnerInnen der Südtiroler Siedlung gegeben. So wie die Menschen, die vertrieben worden sind, hängt auch der vertriebene Baum von der Fürsorge und Annahme durch die Einheimischen ab. Wenn seine Triebe sich zu Wurzeln entwickeln und durch ihre Hilfe überlebt, spendet er ihnen Schatten. Der einst fremde Baum wird Teil ihres Lebens. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. So wird die Weide zu einem lebendigen Denkmal – zu einer sozialen Skulptur.
Franz Wassermann
Fotonachweis: NHT/Innfocus, Wassermann privat, EBL-Media
Telfs - Franz Wassermann
Südtiroler Straße 8
6410 Telfs