Zwischen Licht und Dunkelheit ist all jenen Menschen gewidmet, die an diesem Ort unfreiwillig ihre Spuren hinterlassen haben.

Erdhügel mit Echtem Johanniskraut, Publikation.

Es hat den Anschein, dass alle städtischen Erneuerungsprozesse dem Ziel dienen, das Terrain einzuebnen, gefährliche Hindernisse vom Boden zu entfernen, um somit sicherzustellen, dass Fußgänger:innen ohne Stolpergefahr gehen können. Eine ebene Stadt ist der perfekte Ort, um zu schlendern, ohne dabei herumschauen zu müssen, da sie eine Verbindung zwischen dem herstellt, was sich für uns sicher anfühlt, und dem, was unsichtbar wird.

Eine Unterbrechung in den öffentlichen Raum einzubringen, ist deshalb eine Geste, die uns dazu bringt, vorsichtig weiterzugehen, zu schauen und den Grund für diese Diskontinuität in der fließenden Bewegung der Fußgänger:innen zu hinterfragen. Dieser Erdhügel ist also eine Wiedereinführung des Natürlichen, des Abrupten und des Historischen. Bis vor wenigen Jahren hätte uns die Anwesenheit dieses Erdhügels, der die Kontinuität eines Ortes durchbricht, uns vielleicht auf den Gedanken gebracht, dass es sich dabei um ein frisch bedecktes Grab handelt, das uns dazu auffordert, etwas über das herauszufinden, was darunterliegt, über die Erinnerung, die in den Eingeweiden der Erde eingeschrieben ist, über das, was sich nicht mehr vor uns befindet, um betrachtet werden zu können; trotz dieser Versuche, etwas zu verbergen, besteht der Hügel weiterhin als ein Versprechen der Rückkehr, als ein Zeugnis, das sich der Einebnung widersetzt.

Dieser mit Johanniskraut bedeckte Erdhügel versucht, den Ort einer Abwesenheit zu kennzeichnen, um Geister aus der Vergangenheit heraufzubeschwören und auch eine historische Wunde zu heilen. Wir alle wissen, dass diese Pflanze, Sonnenmetapher und Symbol des Feuers, für magische und medizinische Zwecke verwendet worden ist. Wir wissen, dass sie zur Abwehr unerwünschter Geister eingesetzt wird, zur Linderung der Schmerzen menstruierender Körper, zur Förderung des Schlafs und zur Milderung von Ängsten und Melancholie. Diese Pflanze verbindet uns auch mit den Jahreszeiten und verweist durch ihr Blühen auf den längsten Tag des Jahres, jenen Tag, der uns in unserem Kampf gegen die Dunkelheit einen — immer vorläufigen — Sieg schenkt.

- Víctor Albarracín Llanos, aus „Orogenese eines gemeinsamen Raums“ in Zwischen Licht und Dunkelheit.

Eine Publikation befindet sich im Gebäude bei Bubblepoint Münzwaschsalon.

Die digitale Version der Publikation kann hier heruntergeladen werden.

Bilder/Skizzen: Margarethe Drexel / Nathalie Nierengarten